Ob Graffiti als Kunstform betrachtet werden kann, steht für mich außer Frage. Viele Leute werden diese Ansicht vielleicht nicht mit mir teilen und sagen, dass Graffiti in ihren Augen nichts als Schmiererei an Wänden ist oder einfach Sachbeschädigung. Für viele Sprühereien und Tag-Gekritzel mag dies auch zutreffen. Wenn man aber die Arbeiten bekannter Graffiti-Künstler betrachtet und sich damit vorurteilslos auseinandersetzt, muss man Graffiti den künstlerischen Anspruch in irgendeiner Form anerkennen.
Die Entstehung der Graffiti-Kunst
Die Geschichte des Graffiti ist eigentlich so alt wie die Menschheit selbst. Bereits steinzeitliche Höhlenmalereien wurden teilweise mit einer einfachen Sprühtechnik aufgebracht. Dazu haben die „Künstler“ Farbe durch hohle Knochen geblasen.
Gemälde und Texte an Wände zu malen wurde auch von politischen Gruppen zur Verbreitung von Protestparolen oder zu Propagandazwecken betrieben (z.B. von den Nationalsozialisten, Widerstandsgruppen wie der Weiße Rose, Studenten in der Zeit der Studentenrevolte, Punks etc.).
Die moderne Geschichte des Graffiti begann Ende 1970 in New York und Philadelphia, wo Sprayer ihre Namen an Wände und in U-Bahn-Stationen sprühten. Mit diesen so genannten Tags versuchten damals wie heute die Graffiti-Sprayer Bekanntheit – bzw. Fame – in der Szene zu erlangen. Je schwieriger der Fleck ist, an dem ein solcher Tag aufgebracht wurde, desto mehr Ansehen kann ein Sprayer erlangen. So Sprühte zum Beispiel ein früher amerikanischer Sprayer seine Signatur auf einen Elefanten in einem Zoo
Die Graffiti-Kunst verbreitete sich sehr schnell in New York und die Sprayer suchten nach anderen Ausdrucks-Formen als den einfachen Tags, um sich selbst Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die Tags wurden größer und aufwendiger. Die Entwicklung ging weiter bis ganze Bilder (Pieces / Masterpieces) auf Wände und vor allem an Züge gesprüht wurden. Die Graffiti-Künstler versuchten nun nicht nur durch reine Quantität, sondern auch durch die Qualität ihrer Arbeiten bekannt zu werden.
Züge und U-Bahnen waren (und sind auch heute noch) ein beliebtes Ziel für Graffiti-Künstler, da sie durch die ganze Stadt bzw. das ganze Land fahren und somit viele Leute die Pieces sehen.
Dadurch, dass die New Yorker Graffiti-Künstler herumreisten oder in andere Städte zogen, verbreitete sich die Graffiti-Kultur über die ganzen USA. Bald schwappte die Graffiti-Kunst auch nach Europa herüber und fand in den 90er Jahren weite Verbreitung. Vor allem durch die Entstehung der Hip-Hop-Kultur wurde Graffiti in Europa richtig modern. Später ist Graffiti auch in Asien und Süd-Amerika beliebt geworden.
Graffiti heute
Auch heute noch ist Graffiti bei den Jugendlichen sehr beliebt und ist in der Regel stark mit der Hip-Hop-Szene verbunden. Seit den ersten einfachen Signaturen (Tags) haben sich unterschiedlichste Stile entwickelt wie Blockletters, Tags, Wildstyle, Bubble Style, 3D-Style oder comicartige Figuren. Es existieren auch verwandte Formen wie das Schablonensprühen oder verkleben von bedruckten Aufklebern. Außerdem beeinflusst der Graffiti-Stil inzwischen sehr stark den Bereich des Grafikdesigns und Kommunikations-Designs.
Graffiti ist also wie ich finde eine überaus interessante Kunstrichtung. Wer noch mehr über Graffiti erfahren will kann ja z.B. mal bei diesem deutschen Graffiti-Blog reinschaun.
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